31. Mai 2009

Rainer Maria Rilke

Einsamkeit

Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.

Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...

Aus: Das Buch der Bilder

15. Mai 2009

Ich oder

Das "ICH" ist schon eine komische Sache. Am Anfang gibt es gar kein "ICH". Wir sind eigentlich nur ein "ES", erst durch erleben und erkennen erfahren wir wer wir sind. Erfahren wir wirklich wer wir sind?
Eine Mischung aus Abstraktion und Adaption der Wesenszzüge und Eigenschaften anderer Menschen. Einander ähnlich, aber nicht gleich.