14. September 2008

Historische Interpretationen

Am Samstag Abend gesehen in Murcia.

Denn heute gab es im Zuge der "Fiestas de Moros y Cristianos" einen Umzug oder Parade, die gut über zwei Stunden dauerte. Karneval mitten im Sommer juchuu...

Aber ich sag euch ... also zunächst dachte ich nur WOW und dann befand ich mich in einer seltsamen Zwischenwelt. Die Mauren erinnerten mich nämlich an eine, auf Grund von technischen Störungen oder so, Mischung aus brasilianischem Karneval und Bollywood. Mehr Glitzer, Ketten, Perlen, Ohrringe, Flatterstoff, Hüte, Federn, quietschbunte Farben habe ich noch nie an einem Ort gesehen und schon gar nicht innerhalb einer so kurzen Zeit. Und jede dritte Gruppe war eine abkommandierte Mädelsvereinigung die sich am Bauchtanz versuchten. Es hatte doch den leichten Touch von: "Turnverein 1895 e.V. Bielefeld" stellt seine fünf hübschesten Miezen ab und die üben dann zu laufen und dabei die Hüfte ab und an mal rechts, mal links hochzuschmeißen. Gut sah nicht sehr bauchtanzgeübt aus, war aber dennoch hübsch anzusehen. Ich will das jetzt auch nicht schlechter machen als es war, schließlich muss man ja auch erst mal im Gleichschritt laufen und auch noch die ganze Zeit debil in der Gegend rumlächeln.Und immerhin war der Umzug ja auch ganz schön lang, da kommt es eher drauf an durchzuhalten :O) Besonders putzig waren die Kleinsten in diesen Reihen, die tapfer versuchten ihre Körper-Koordination unter Kontrolle zu bekommen.
Besonders nett hier ist auch das Publikum, denn alles wird beklatscht ob nun Kapelle, Reiter die ihre Kunststückchen zeigen, oder einfach nur die Damen die auf dem Podium stehen, oder die Damen und Herren die unglaublich frabenprächtige und goldbehangene Kostüme gemütlich spazieren tragen. Einfach alles. Denn auch Lächeln will belohnt werden, ne.


Zwischen den Bauchtanzdamen liefen das Fußvolk, obwohl alle gekleidet waren, als wären sie alle Kalifen, alle 250 Stück und alle sind die am Mächtigsten im ganzen Reich. Alle total geklont sag ich euch. Und voller Bling Bling, da hätte jeder Gangster-HipHop-Getho Meister respektvoll den Hut gezogen, oder man hätte mit einem kostümierten Menschen gleich 5 davon voll austatten können. Ich dachte ja immer Mauren hätten es im Regelfall etwas schlichter gehalten, von wegen nicht auffallen (falls ich damit falsch liegen sollte, möge man mich bitte aufklären, denn dann behalte ich den Umzug unter falschen Gesichtspunkten im Kopf ;) ).Aber gut, das ist der Vorteil an einer Interpretation, man kann sich ja recht weit von der Vorlage entfernen, wenn es denn dem Spaß dient. Und ohne Glitzerzeug wäre das Ganze ja auch nur halb so schön gewesen :)



Und immer mal wieder gab es 1 bis 15 Frauen auf einem fahrenden Gefährt zu bewundern, die milde die Hand zu einem Gruße hoben und wenn die Menge besonders eifrig klatschte auch mal einen Kuss in die Menge hauchten.
Außerdem man hatte zwei Kamele auftreiben können, welche von der weniger sturen Sorte, die das Ganze doch recht gutmütig über sich ergehen ließen.







Als dann das bunte Papageienvolk aus dem Süden vorbei gezogen war kamen die Christen. Vorne weg erst mal die Blechbüchsen Armee der Kreuzritter, oder zumindest ein billiger Kitsch-Romanzen-Ritter-Film Abklatsch davon. Auch natürlich wieder alles Klone und glänzend in Silber und Gold, nur nicht mehr ganz so farbig wie die Mauren, weiß, schwarz und rot dominierten nun das Feld. Am Besten ließ sich der Wechsel von Mauren zu Christen daran erkennen, dass die Mauren eher flaniert sind im "elegant" gemäßigten Schritt, während die Ritter dann doch eher marschierten, bzw. trippel-trappelten ( außerdem gab es keine Bauchtanzgruppen mehr dazwischen). Auch die Frauen gekleidet im edelsten Gewand, mindestens mal Burgfräulein. Davon gabs gegen Ende auch noch einen ganzen Wagen voll, schätzungsweise 20 auf einem Haufen. Nach so drei Abteilungen wundersamster Ritter mit schwester Rüstung und riesigen Helmen und Federbüschen oben drauf kam auf einmal ein Trupp, der mich dann doch eher an die noch nördlicheren Räume denken ließ, da sie mit Fell und Leder bekleidet waren und Streitäxte durch die Gegend trugen.
















Dazwischen immer wieder Reiter und Kapellen und Trommler. So wie zwei Mann die einen Rammbock zogen. Die Kleinste Trommlerin war so zwischen 10- 12 und war etwas überfordert mit der Trommel, die trotz Miniaturausgabe dennoch etwas zu groß war.
Ein Ritterkind nahm das Ganze doch sehr ernst und bewegte sich steif und mit festgefrorenem Blick die Straße entlang, so als müsse er gleich noch die Stadtmauern verteidigen, unglaublich putzig.

Also das ganze war ein Querschnitt durch schlechte Historienfilme, gepaart mit Karneval und ein bisschen indischem Kitsch. Sprich: höchst amüsant!! Es war echt witzig, nur die BonBons haben gefehlt ... :(






1 Kommentar:

polypepper hat gesagt…

na, was ist das denn für ein spanisches stadtfest, wo nicht mit lebensmitteln um sich geworfen wird? ich dachte, da flögen mindestns mal tomaten und orangen durch die luft? und wieso habe ich nichts von blutigen stierspielchen gelesen? also, mine klischees werden hier grad gar nicht bedient!!!